Tag 2 für mich, Tag 3 der Messe. Nach einem weiteren Cappuccino und etwas Smalltalk mit dem Würfelmagier sind wir gemeinsam heute in die Hallen, sind dann aber direkt getrennte Wege gegangen, da Dirk einen Termin hatte. Ich habe mich mit meiner anderen Truppe getroffen und wir haben einen neuerlichen Versuch bei Devir gestartet, einen Platz bei Daitoshi zu bekommen. Etwas unglücklich gelöst ist das dort mit den Listen… die eigentlich auch schon wieder direkt zum Start der Messe voll waren. Um dem vorzugreifen und das abzukürzen: wir haben zwei Plätze für den frühen Nachmittag bekommen, an denen ich aber nicht gespielt habe.
Also sind wir weitergezogen und haben einen Stopp bei Queen Games gemacht. Dort gab es einen freien Tisch bei Nova Roma.
Nova Roma
Bei Nova Roma handelt sich um die erste reine Lokalisierung aus dem Hause Queen Games. Wie der Name vermuten lässt befinden wir uns thematisch im alten Rom und führen dort über mehreren Runden verteilt reihum mit unseren Arbeitern (im Spiel sind es Patrizier) Aktionen aus. Der Auswahlmechanismus ist dabei ganz spannend, denn anstatt die Figuren quer über das ganze Spielfeld zu verteilen, platziert ihr diese in einem Raster von 4×4 Feldern und dürft dann jeweils die Aktion in horizontaler und vertikaler Richtung nutzen. Spannend dabei: für jede eigene Figur (und dem neutralen Kaiser) in einer Reihe erhöht sich die Stärke dieser Aktion, so dass ihr beispielsweise zwei Handwerker einsetzen dürft, zwei Karten nachzieht oder anstatt einem Schritt zwei Schritte mit eurem Schiff segeln dürft. Damit habe ich auch bereits ein paar der möglichen Aktionen verraten. Mit dem Einsatz der erwähnten Handwerker auf eurem eigenen Spielbrett sammelt ihr mit dem gleichen Mechanismus wie dem der Aktionsauswahl auch neue Rohstoffe, könnt die Produktion sogar noch mit zu platzierenden Plättchen aufwerten. Alles in Allem spielt sich das sehr rund und ist eingängig, sicher auch dank einer hervorragenden Erklärung. Die Symbolik ist gut gewählt, die Illustrationen passen ins Gesamtbild. Federführend war hier mal wieder The Mico, der in den letzten Jahren gefühlt jedes zweite Brettspiel gezeichnet hat. Immerhin hatte ich aber schon länger mehr keins “seiner” Spiele auf dem Tisch. Ich mag den Stil ja auch, war nur sehr lange übersättigt davon. Vom Niveau würde ich das als gehobenes Kennerspiel einordnen. Wir haben zwar nur zwei Runden gespielt, allerdings hat mich hier (zu 4t) dann doch teilweise etwas die Downtime gestört, die es definitiv gibt. Denke, dass es zu dritt vermutlich etwas flotter von der Hand geht. Mit 50 € aber preislich schon im normalen Bereich, da ist schon einiges in der Box drin.
Nach dem Spiel gab es erneut eine kleine Spaltung unserer Gruppe. Ich bin kurzzeitig alleine weiter geschlendert, um dann am Ende wieder mit diesem Dirk (schlimm mit dem aber auch) bei Ludonova zu landen, die in diesem Jahr mit dem recht schnell ausverkauften Flat Iron und Men-Nefer die SPIEL betreten haben. Ersteres habe ich noch nicht gespielt, habe aber bisher nur Gutes gehört.
Men Nefer
Glücklicherweise kamen wir zu einem recht guten Zeitpunkt am Stand an und konnten bereits nach kurzer Wartezeit am Tisch von Men-Nefer zusammen mit einem sympathischen sizilianischen Pärchen uns das Spiel erklären lassen. In diesem Fall sogar von Dani, die ebenfalls hier aktiv im Blog unterwegs ist und ich im letzten Jahr persönlich kennenlernen durfte. Das Spiel hat eine unglaubliche Tischpräsenz mit einem riesigen Spielplan, toller Grafik und auch vielen hübsch gestalteten Holz-Elemente. Highlight dürfte vermutlich der Bau der insgesamt vier Pyramiden sein, die wirklich in der dritten Dimension am Ende des Spiels herausragen. Es gibt eine Vielzahl an Aktionen, die im Spiel ausgeführt werden können. Vom klassischen Beschaffen von Essen (in dem Fall Fisch) über das Begraben unserer Verstorbenen, dem Bauen an den Pyramiden bis hin zu Opfergaben ist alles dabei, was in die ägyptische Thematik passt. Erreicht wird das am Ende durch das Einsetzen von gerade 3 Arbeitern in den insgesamt “nur” 3 Runden. Allerdings starten wir beim Einsatz dieser Figuren “am Tag”, die uns erlaubt, die Aktion auszuführen, die das Plättchen auf unserem Spielbrett zeigt. Sind wir wieder an der Reihe können wir eine weitere Person vom Spielbrett einsetzen oder wir schieben die zuvor eingesetzte Aktion “in die Nacht”, dass uns auf einer weiteren im Laufe des Spiels zu optimierenden Leiste weitere Aktionen ermöglicht. Als “finale” Aktion einer jeden Figur erhalten wir ein neues Aktionsplättchen aus einer rotierenden Auswahl, das wiederum eine der möglichen neuen Startaktionen der nächsten Runde ist. Das Ganze funktioniert ziemlich gut, die Symbolik ist hier auch sehr gut gemacht. Alle Regeln findet ihr irgendwo auf dem Spielbrett… sobald man das mal verinnerlicht hat. Was im Gegensatz zu anderen Spielen aber gut und schnell funktioniert. Im Laufe des Spiels sammelt ihr (wie üblich) Siegpunkte. Anfänglich vermutlich sogar eher negative. Denn wenn man bereits zu Spielbeginn mit 10 Punkten startet kann man sich sicher sein, dass es einen Haken an der ganzen Sache gibt. Ähnlich wie in Rajas of the Ganges oder auch Arche Nova gibt es gegenläufige Leisten, die aber hier nicht das Spielende einleiten, sondern eure anfänglichen negativen Siegpunkte dann in “positive” umwandelt. Ihr bekommt in der Wertung am Ende jeder Runde die verbleibenden Schritte zwischen den beiden Markern abgezogen. Haben diese sich dann mal passiert, gibt es diese Differenz dann auch im Plus-Bereich. Es wäre zu viel, um jetzt auf die einzelnen Aktionen und Zusammenhänge einzugehen. Trotz der langen Erklärung von sicher 45 Minuten konnte ich mich einigermaßen schnell im Spiel zurechtfinden. Wir reden hier von einem ganz klaren Kennerspiel, vielleicht sogar eher schon Expertenspiel. Je nachdem, wo man die Grenze zieht. Ist ja doch sehr subjektiv. Aber es macht Spaß. Im Vergleich zu Salton Sea vom Vortag fühlte sich das hier etwas zugänglicher an, was vielleicht aber auch am Thema liegen kann. Zeitlich kommt man aber mit erfahreren Spielern (und Nicht-Alles-Durchdenkern) selbst bei einer Partie zu viert auf eine Spielzeit von 1,5-2 Stunden. Das Spiel zu verstehen ist aber noch eine andere Geschichte. Es wird sicher einen Moment dauern, die Zusammenhänge zwischen den Aktionen zu begreifen und sinnvoll nutzen zu können. Aber das gilt für viele Kenner- und Experten-Titel, auch bei Nova Roma. Für 60 € bekommt ihr hier definitiv ein ziemlich gutes Gesamtpaket. Das Material ist wie schon erwähnt mega gut, die Aufmachung sowieso. Das komplette Spielmaterial ist sprachneutral, derzeit gibt es jedoch nur ein englische Anleitung. Das Spiel kommt sehr wahrscheinlich auch in deutscher Sprache, jedoch frühstens zur SPIEL ’25 (so munkelt man).
Im Anschluss musste ich erstmal zurück zum Auto. Der Nachmittag ist dann doch eher fortgeschritten gewesen und schlauerweise habe ich mein heute morgen beim Bäcker gekauftes Frühstück auf dem Beifahrersitz haben liegen lassen. Nach einer kleinen Stärkung ging es zurück in die Halle 3, wo ich selbst dann ein paar kleinere Termine hatte. Bei der Suche nach einem weiteren Spiel zum Testen wollte ich eigentlich in Halle 5 zu dem Virus Roll & Write. Dort war jedoch alles belegt, so dass ich spontan am Stand gegenüber von Monolith am Tisch von Tower Up Platz genommen habe.
Tower Up
Was ich generell an so einer Messe immer spannend finde sind auch die Leute, die man trifft und kennenlernt. Oben schon erwähnt habe ich das italienische Pärchen, hier bei Tower Up saß ich in einer kleinen Männerrunde gemeinsam am Tisch. Ein Pole, ein Tscheche und ein Ukrainer. Der Erklärer und ich aus Deutschland. Und als wir während des Spiels ins Gespräch gekommen sind, haben wir festgestellt, dass wir alle Software Developer sind. Ein richtige Nerd-Truppe am Ende. Aber zum Spiel: in Tower Up errichten wir Hochhäuser. Die Menge an möglichen Aktionen ist schnell erklärt. Wenn ich am Zug bin darf ich entweder neue Hochhaus-Teile an mich nehmen, die es in insgesamt vier Farben gibt. Oder ich platziere eben neue Teile auf den entsprechenden Bauplätzen des Spielplans. Klingt erstmal einfach, wird aber im Laufe des Spiels doch ziemlich trickreich. Denn natürlich gibt es einige Regeln für die Bebauung. Viele der Bauplätze sind mit Straßen verbunden. Grundregel: es muss zwar benachbart gebaut werden, die Farbe muss aber variieren. Außerdem muss nach dem Platzieren des neuen Steins alle angrenzende Gebäude um ein weiteres Stockwerk ergänzt werden. Somit benötigt man eben auch alle diese farblichen Etagenteile im Vorrat. In den ersten Zügen ist das noch recht simpel, wir dann aber durch die vernetzten Straßen immer schwieriger. Nach dem Bau setzt man noch ein “Dach” auf eines der bebauten Gebäude, markiert es damit (temporär) als sein eigenes und erhält damit in einer der vier möglichen Fortschrittsleisten Schritte, die zum einen eine weitere Bauaktion auslösen können aber auch Teil der Siegpunktwertung sind, abhängig von der Höhe des Turms, auf dem das Dach gesetzt wurde. Zusätzlich zu diesen Siegpunkten gibt es auch in jeder Partie vier wechselnden Zielkarten, die für alle gelten. Während des Spiels wachsen die Türme in die Höhe und bilden ein wirklich attraktives Bild. Generell finde ich die Haptik genial in dem Spiel: anfänglich ist alles recht flach und die Stadt wächst von Zug zu Zug. Auch die Plastikteile passen perfekt ineinander. Jeder Spiele hat individuell geformte Dächer, die wiederum trotzdem von den Etagenteilen überbaut werden können. Ein spannendes Familienspiel, dass doch mit jedem Zug etwas herausfordender wird. Empfohlen wird es ab 8 Jahren. Das Spiel selbst ist wieder sprachneutral, ist aber auch zur SPIEL ’24 bei Pegasus mit deutscher Regel erschienen und mit etwa 34 € Messepreis auch erschwinglich. Allein aufgrund der Tischpräsenz und den doch einfachen Regeln ganz klar ein Titel, mit dem man auch Gelegenheitsspieler aus der Ecke locken kann. Denke aber, dass es seinen Reiz aber nur in Vollbesetzung ausspielen kann (wobei ich nicht weiß, ob es Regelanpassungen für weniger Spieler gibt).
Kurz vor Feierabend haben wir noch einen kleinen Stopp bei Pegasus gemacht und uns Syncro erklären lassen (und auch gespielt). Ein schnelles Karten-Legespiel, bei dem wir als gemeinsam als Magier eine angreifende Horde von Monstern bekämpfen müssen. Wir legen verdeckt unsere Zaubersprüche aus und müssen versuchen, die unterschiedlich starken Angreifen zu bezwingen. Spielt sich schnell runter, hat mich aber gar nicht abgeholt. Ist aber auch nicht meine Art Spiel. Daher gehe ich hier nicht groß weiter drauf ein, war auch generell eine sehr schnelle aus dem Bauch raus gespielte Partie von keinen 15 Minuten.
Leider war es das auch bereits von diesem Tag. Morgen dann ein letztes Mal… das erste Mal an einem Sonntag. Plan ist jedenfalls, einen Platz beim Lego-Spiel zu ergattern. Das soll, wenn man so den Stimmen bisher vertrauen kann, im Vergleich zu den bisherigen Lego-Brettspielen einen guten Eindruck zu machen. Ich werde berichten (hoffentlich).
Hey :) Tower Up hat ein Spielbrett mit zwei Seiten – eines für 3-4 Spieler und die „halbe“ Stadt auf der anderen Seite für 2 Spieler :)
Men Nefer hab ich auch ganz oben auf dem Zettel. Danke für den Eindruck. Das ist genau mein Ding denke ich!